Fachdidaktik Deutsch | Schreiben mit KI im Lehramt
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Schreiben mit KI im Lehramt

Projekthintergrund:

Schreiben gilt als Kulturtechnik, die in unserer Gesellschaft eine „Scheinselbstverständlichkeit“ (Zanetti, 2015, S. 7) ist: Denn während Schreibkompetenz im schulischen Lernen und im Alltag vielerorts eine zentrale Rolle spielt, ist doch nicht selbstverständlich, dass sie in notwendigem Maße erworben wurde und vorliegt. Obgleich systematische empirische Befunde ausstehen (vgl. Philipp, 2018, S. 15), verbleibt die Vermutung, dass zahlreiche Lernende und sogar Studierende die Mindeststandards im Schreiben nicht erfüllen. Ursächlich dafür sind u. a. unzureichende Gelegenheiten zur Entwicklung von Schreibkompetenz in Schule und Studium.
Mit der Veröffentlichung von ChatGPT wurde die Debatte um die Selbstverständlichkeit des Schreibens neu entfacht: Generative KI erzeugt in Sekundenschnelle Texte, die Struktur und Kohärenz derart gut simulieren, dass sie sogar angehende Lehrkräfte für ‚menschengemacht‘ halten (z.B. Schicker & Akbulut, 2023, S. 178). Mitunter auch deshalb wird beim Schreiben mit KI-Anwendungen stellenweise von einer Koaktivität von Mensch und KI/Computer gesprochen, bei der die KI mit variierendem Aktivitätsniveau mit dem Menschen (mit)schreibt (Steinhoff, 2023). Hierdurch scheint das Schreiben jedoch nicht grundsätzlich ‚schneller‘ oder ‚leichter‘ zu werden (Förster, 2023, S. 7; Fyfe, 2023, S. 1402). Vielmehr setzt das Schreibens im ‚neuen‘ Kontext von KI die Ausbildung weiterer (Teil-)Kompetenzen (z.B. Textkritik) voraus (z.B. Rödel, 2023).

Zielgruppe:

Das Projekt ‚Schreiben mit KI im Lehramt‘ richtet sich an Lehramtsstudierende aller Fächer. Diese begegnen der sich wandelnden Situation des Schreibens in einer Doppelrolle: Sie sind einerseits selbst Lernende vor allem im wissenschaftlichen Schreiben, das in ihrem Studium zentrale Lern- und auch Prüfungsform ist. Hier eröffnet KI neue und bisher ungeahnte Räume (Fyfe, 2023, S. 1402; Underwood, 2021), die von der Eignung als Hilfsmittel bei Recherchen und Strukturierung hin zur KI-unterstützten Überarbeitung von Texten reichen. Andererseits sind sie zukünftige Lehrende, die Schüler:innen im Schreiberwerb unterstützen sollen, der nicht weniger durch das wahrgenommene disruptive Potenzial von KI-Anwendung (Buck & Limburg, 2023) beeinflusst wird.

Ziele des Projekts:

Das Projekt „Schreiben mit KI im Lehramt“ hat sich zum Ziel gesetzt, Lehramtsstudierende beim Absolvieren dieser neuen und vielfältigen Herausforderungen zu unterstützen. Hierzu sollen in Zusammenarbeit mit dem Schreibzentrum der FSU Jena ein extracurricularer Selbstlernkurs zum Schreiben für Lehramtsstudierende sämtlicher Fächer entworfen, erprobt und empirisch evaluiert werden. Konkret verfolgt das Projekt die folgenden Ziele:
 Entwicklung von Lehr-Lern-Modulen
 Erprobung der Lehr-Lern-Module bei Studierenden unterschiedlicher Lehramtsfächer
 Wissenschaftliche Begleitung/Evaluation der Module in einem Design-Research-Format (DBR)
 Generierung von Beiträgen zum wissenschaftlichen Diskurs (Tagungsbeiträge, Artikel)

Projektbeteiligte:

Dr. des. Gerrit Helm, Projektleitung und Ansprechpartner
Dr. des. Florian Hesse, Projektleitung
Prof. Dr. Iris Winkler, Projektleitung

Marie Anett Moser, Studentische Assistentin
Kilian Dingeldey, Studentischer Assistent

Projektpublikationen:

Helm, Gerrit & Hesse, Florian (i.V.): Potenziale generativer KI für das sprachlich-literarische Lehren und Lernen im erstsprachlichen Unterricht. [Arbeitstitel].

Quellen:

Buck, I., & Limburg, A. (2023). Hochschulbildung vor dem Hintergrund von Natural Language Proces-sing (KI-Schreibtools). die hochschullehre, 6. Förster, A. G. (2023). Mit KI übersetzen. leseforum.ch, 3.
Fyfe, P. (2023). How to cheat on your final paper: Assigning AI for student writing. AI & Society, 38(4), 1395–1405. https://doi.org/10.1007/s00146-022-01397-z
Philipp, M. (2018). Grundlagen der effektiven Schreibdidaktik und der systematischen schulischen Schreibförderung (6., erweiterte Auflage). Schneider Verlag Hohengehren GmbH.
Rödel, M. (2023). ChatGPT und Textkompetenz: Wie sieht die Zukunft des Schreibens in der Schule aus? Mitteilungen des Deutschen Germanistikverbands, 70(4), 373–381.
Schicker, S., & Akbulut, M. (2023). ChatGPT – maschinelle und menschliche Textsortenkompetenz. In S. Schicker & L. Miškulin Saletović (Hrsg.), Sprachliche Handlungsmuster & Text(sorten)kompetenz (S. 169–197). Graz University Library Publishing. https://doi.org/10.25364/978390337426311
Steinhoff, T. (2023). Literalität oder Digitalität? Sowohl als auch! Überlegungen zu einer postdigitalen Deutschdidaktik am Beispiel des Lesens und Schreibens unter besonderer Berücksichtigung Künstlicher Intelligenz. leseforum.ch, 3.
Underwood, T. (2021). Science fiction hasn’t prepared us to imagine machine learning. tedunder-wood.com. https://tedunderwood.com/2021/02/02/why-sf-hasnt-prepared-us-to-imagine-machine-learning/
Zanetti, S. (Hrsg.). (2015). Schreiben als Kulturtechnik: Grundlagentexte (2. Auflage). Suhrkamp Verlag.