Fachdidaktik Deutsch | Schreiben mit KI im Lehramt
23498
post-template-default,single,single-post,postid-23498,single-format-standard,ajax_fade,page_not_loaded,,select-child-theme-ver-1.0.0,select-theme-ver-4.2,wpb-js-composer js-comp-ver-5.4.4,vc_responsive

Schreiben mit KI im Lehramt

Projekthintergrund:

Generativer künstlicher Intelligenz (KI) und allen voran dem Chatbot ChatGPT wird das Potenzial zugeschrieben, das Schreiben nachhaltig und disruptiv zu verändern (Alier et al., 2024; Schindler, 2024). Ausgangspunkt dieser Annahme ist die stetig wachsende Fähigkeit der KI, in Sekundenschnelle Texte auszugeben, die in Textstruktur und Kohärenz derart gut simulieren, dass sie sogar angehende Lehrkräfte für ‚menschengemacht‘ halten (z.B. Schicker & Akbulut, 2023, S. 178). Möglich scheint dadurch, dass KI/Computer und Mensch gemeinsam und ko-aktiv mit variierendem Aktivitätsniveau (Steinhoff, 2023). Hierdurch scheint das Schreiben jedoch nicht grundsätzlich ‚schneller‘ oder ‚leichter‘ zu werden (Förster, 2023, S. 7; Fyfe, 2023, S. 1402). Vielmehr setzt das Schreibens im ‚neuen‘ Kontext von KI die Ausbildung weiterer (Teil-)Kompetenzen (z.B. Textkritik) voraus (z.B. Rödel, 2023).
Vor diesem Hintergrund veröffentlichten beispielsweise die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) und die UNESCO Empfehlungen für einen Umgang mit KI im Bildungssektor. Empfohlen wird, generative KI als Ressource für das Lehren und Lernen zu verstehen. Vor allem aber wird auf die Notwendigkeit von Fortbildungsangeboten in diesem Bereich hingewiesen. Das Projekt ‚Schreiben mit KI im Lehramt‘ beabsichtigt ein solches Fortbildungsangebot herzustellen und in die Praxis zu tragen.

Zielgruppe:

Das Projekt ‚Schreiben mit KI im Lehramt‘ richtet sich an Lehramtsstudierende aller Fächer. Diese begegnen der sich wandelnden Situation des Schreibens in einer Doppelrolle: Sie sind einerseits selbst Lernende vor allem im wissenschaftlichen Schreiben, das in ihrem Studium zentrale Lern- und auch Prüfungsform ist. Hier eröffnet KI neue und bisher ungeahnte Räume (Fyfe, 2023, S. 1402; Underwood, 2021). Andererseits sind sie zukünftige Lehrende, die Schüler:innen im Schreiberwerb unterstützen sollen, der nicht weniger durch das wahrgenommene disruptive Potenzial von KI-Anwendung (Buck & Limburg, 2023) beeinflusst wird.

Ziele des Projekts:

Das Projekt „Schreiben mit KI im Lehramt“ hat sich zum Ziel gesetzt, Lehramtsstudierende beim Absolvieren dieser neuen und vielfältigen Herausforderungen zu unterstützen. Hierzu sollen in Zusammenarbeit mit dem Schreibzentrum der FSU Jena ein extracurricularer Selbstlernkurs zum Schreiben für Lehramtsstudierende sämtlicher Fächer entworfen, erprobt und empirisch evaluiert werden. Der Selbstlernkurs umfasst drei (voneinander unabhängige) Module, die die Lehramtsstudierenden vorrangig in ihrer zukünftigen Lehrenden-Rolle adressieren und zielen auf ‚Übertragungseffekte‘ auf das eigene (wissenschaftliche) Schreiben. So werden die Studierenden angeleitet, das Schreiben unterstützt durch KI i) vorzubereiten, ii) zu begleiten und iii) nachzubereiten. Den Ausgangspunkt bilden dabei fächerübergreifend relevante Schreibaufgaben und Lernendentext aus der Schulpraxis. Die Module enthalten dabei jeweils Online- und Präsenzanteile.

Konkret verfolgt das Projekt die folgenden Ziele:

  • Entwicklung von drei Lehr-Lern-Modulen (Vorbereiten, Begleiten, Nachbereiten)
  • Erprobung der Lehr-Lern-Module bei Studierenden unterschiedlicher Lehramtsfächer
  • Wissenschaftliche Begleitung/Evaluation der Module in einem Design-Research-Format (DBR)
  • Generierung von Beiträgen zum wissenschaftlichen Diskurs (Tagungsbeiträge, Artikel)

Projektbeteiligte:

Dr. des. Gerrit Helm, Projektleitung und Ansprechpartner
Dr. des. Florian Hesse, Projektleitung
Prof. Dr. Iris Winkler, Projektleitung

Marie Anett Moser, Studentische Assistentin
Kilian Dingeldey, Studentischer Assistent

Projektpublikationen:

Helm, Gerrit & Hesse, Florian (eingereicht): Usage and beliefs of student teachers towards artificial intelligence in writing. Research in Subject-matter Teaching and Learning (RISTAL).
Helm, Gerrit & Hesse, Florian (i.V.): Potenziale generativer KI für das sprachlich-literarische Lehren und Lernen im erstsprachlichen Unterricht. [Arbeitstitel].

Quellen:

Alier, M., García-Peñalvo, F.-J., & Camba, J. D. (2024). Generative Artificial Intelligence in Education: From Deceptive to Disruptive. International Journal of Interactive Multimedia and Artificial Intelligence, 8(5), 5. https://doi.org/10.9781/ijimai.2024.02.011
Buck, I., & Limburg, A. (2023). Hochschulbildung vor dem Hintergrund von Natural Language Processing (KI-Schreibtools). die hochschullehre, 6.
Förster, A. G. (2023). Mit KI übersetzen. leseforum.ch, 3.
Fyfe, P. (2023). How to cheat on your final paper: Assigning AI for student writing. AI & Society, 38(4), 1395–1405. https://doi.org/10.1007/s00146-022-01397-z
Rödel, M. (2023). ChatGPT und Textkompetenz: Wie sieht die Zukunft des Schreibens in der Schule aus? Mitteilungen des Deutschen Germanistikverbands, 70(4), 373–381.
Schicker, S., & Akbulut, M. (2023). ChatGPT – maschinelle und menschliche Textsortenkompetenz. In S. Schicker & L. Miškulin Saletović (Hrsg.), Sprachliche Handlungsmuster & Text(sorten)kompetenz (S. 169–197). Graz University Library Publishing. https://doi.org/10.25364/978390337426311
Schindler, K. (2024). Schreiben mit, durch und über KI – Herausforderungen und Chancen für das Schreiben in der Schule. ide, 2(2024).
Steinhoff, T. (2023). Literalität oder Digitalität? Sowohl als auch! Überlegungen zu einer postdigitalen Deutschdidaktik am Beispiel des Lesens und Schreibens unter besonderer Berücksichtigung Künstlicher Intelligenz. leseforum.ch, 3.
Underwood, T. (2021). Science fiction hasn’t prepared us to imagine machine learning. tedunder-wood.com. https://tedunderwood.com/2021/02/02/why-sf-hasnt-prepared-us-to-imagine-machine-learning/